Sind deine Scrum Master und Mitarbeiter smart genug für agile Arbeitsmethoden?

Voraussetzungen, die dein Team erfüllen sollte

Agile Arbeitsmethoden machen zukunftsfähige Unternehmen wettbewerbsfähig. Vorausgesetzt, das Team zieht mit.
Erfahre, welche Voraussetzungen im Team gegeben sein sollten, damit agile Methoden nicht zum Rohrkrepierer werden, sondern zum Erfolg führen.

Die Vorteile agiler Arbeitsmethoden sind klar

Das erkennt die Führungsebene oft sehr schnell. Agile Unternehmen sind flink, innovativ, passen sich schnell an veränderte Kundenwünsche an und meistern die Digitalisierung wie Profis. Warum? Weil sie starre Hierarchien und träge Entscheidungswege über Bord werfen. Agile Teams sind Gold wert. Interdisziplinär, abteilungsübergreifend, selbstbestimmt in Entscheidungen und flexibel genug, um auf alles schnell zu reagieren.

Aber sind die Mitarbeiter überhaupt bereit für diese Agilität?
Woran CEOs oft verzweifeln:
Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind skeptisch gegenüber Veränderungen. Manche verstehen einfach nicht, was Veränderungen bringen. Und wiederum andere befürchten mehr Arbeit und sind darum selten bereit, sich wirklich darauf einzulassen.

Und die Scrum Master? Ja, die sind zwar schnell dabei, einen spaßigen Workshop aufzusetzen, haben nur leider oft viel zu wenige Leadership-Qualitäten, die es als Scrum Master eben auch braucht. Woher sollen sie die auch haben? In den meisten Fortbildungen zum Scrum Master bekommen sie häufig nur das gezeigt, WAS sie den Mitarbeitern zeigen sollen, welche Methoden ein agiles Team ausmacht. WIE sie die verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei anzusprechen haben, das bleibt leider außen vor.

Die Persönlichkeit der Mitarbeiter – Schlüssel für den Erfolg agiler Arbeitsmethoden.

Wenn ich das mal früher gewusst hätte!
Der Schlüssel, wie gut agile Arbeitsmethoden funktionieren, liegt darin, zu verstehen, aus welchen Persönlichkeiten ein Team zusammengesetzt ist: Stehst du vor einem Haufen Skeptiker, hast du ganz andere Herausforderungen als bei einem Team, in dem sich lauter Innovations-Fans tummeln. Die Skeptiker brauchen ganz andere Informationen, damit du sie überzeugen kannst als die, die am liebsten sofort losreiten würden, ohne vorher das Pferd zu satteln (im übertragenen Sinn).

Nach der Ricker & Pütz‘ Agilitätsstudie (Ricker, Pütz: 2019)* gibt es 4 verschiedene Haupt-Persönlichkeiten, die sich in ihrer Einstellung zu veränderten Arbeitsbedingungen und Zukunftsaussichten unterscheiden. In meinem Buch Die Chamäleon-Methode habe ich diesen 4 Persönlichkeitstypen Tiere mit bestimmten Charaktereigenschaften zugeordnet, um das Ganze zu veranschaulichen – und sogar um einen Mitarbeitertypen ergänzt, der so selten ist, dass er in Umfrageergebnissen kaum Raum findet. Unter uns: Manchmal fühlt es sich im Büro doch auch an, wie in einem Zoo, oder?
Schauen wir uns jetzt die einzelnen Tierchen und ihre Pläsierchen mal an. Räusper … Ich meine natürlich: Schauen wir uns diese 5 Haupt-Persönlichkeiten an, die ein Team prägen.

Die 5 Mitarbeitertypen und ihre Einstellung zu agilen Arbeitsweisen

Aktive Innovatoren oder LÖWEN

Das sind die Macher. Sie lieben Herausforderungen, sind super innovativ und stellen ständig Kundenbedürfnisse auf den Kopf. Sie denken in Lösungen, haben Spaß an komplexen Problemen und stehen auf disruptive Geschäftsmodelle.

In Unternehmen sind sie mit ca. 9% zwar in der Minderheit, aber trotzdem unverzichtbar.*

Meistens findest du sie in den Chefetagen. Und damit wird wohl auch klar, warum auf Führungsebene agile Methoden schneller abgenickt werden als bei den Mitarbeitern. Weil genau da diejenigen sitzen, die von Natur aus einen gewissen Drang nach vorne haben – eine Art Jagdinstinkt. Echte Löwen eben!

Wenn du einen Löwen als Scrum Master hast, kann es gut sein, dass er schnell genervt reagiert, wenn die anderen sich nur langsam überzeugen lassen. Es sei denn, er ist in Sachen Führungsstil und Kommunikation gut geschult und weiß, wie er die anderen Persönlichkeiten so überzeugen kann, dass sie genau das machen, was sie sollen. Ist ein Löwe nicht geschult, passiert es oft, dass er versehentlich die anderen 82 % überrumpelt. Denn die ticken einfach anders. 

Wie? Das erfährst du jetzt.

Die Optimisten oder ZEBRAS

Sie blicken positiv in die Zukunft, erkennen die Notwendigkeit von Veränderungen und packen sie an. Sie analysieren Kundenwünsche und verbessern das Bestehende. Fehler sind für sie Lernchancen, und sie setzen auf offenen Erfahrungsaustausch.

Sie sind mit bis zu 30% häufiger in Unternehmen zu finden, als man denkt.*

Sie melden sich oft freiwillig für die Rolle der Scrum Master, weil sie Spaß daran haben, für gute Stimmung im Team zu sorgen und Inhalte zu vermitteln. Was ihnen oft weniger liegt, ist strukturiertes Vorgehen. Was sie auch selten von sich aus mitbringen, sind Führungsqualitäten. Ihnen ist Teamzusammenhalt und gute Stimmung wichtig.

Du kannst dir vorstellen, was passiert: Ein Scrum Master mit „Zebra-Persönlichkeit“ hat mordsmäßig Spaß daran, einen Workshop und Meetings möglichst bunt und mit Tee und Keksen zu gestalten – nur schafft er es leider nicht, dass am Ende Ergebnisse rumkommen.

Warum? Weil er die Dinge, die weniger Spaß machen, weniger beachtet. Zum Beispiel die Dokumentation von Vorgängen, damit das Team sich auf Meetings und Co. vorbereiten kann.

Ihm fehlen die notwendigen Skills, anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Aufgaben so zu kommunizieren, dass diese sich sicher dabei fühlen, etwas Neues mitzumachen. Und diese Sicherheit ist für sehr viele wichtig.

Die Beständigen oder ELEFANTEN

Diese Gruppe ist skeptisch gegenüber der Zukunft und mag es, wenn alles beim Alten bleibt. Sie schwören auf Bewährtes und sehen Veränderungen als Last. Wissen wird gehütet, um die eigene Position zu sichern.

Die meisten Teams haben einen Anteil von ca. 52 % der beständigen Art.*

Für ganz viele Dinge ist das super. Sie sind verlässlich. Nur für Change und agile Arbeitsweisen braucht es eine besondere Herangehensweise, damit sie sich überzeugen lassen. Ein Scrum Master, der nicht weiß, wie er diese Art von Mitarbeitern motiviert und in seinem „gute Laune-Style“ agiert, wird die Elefanten nur extrem schwer zu den gewünschten Ergebnissen bewegen. Und genau das ist doch, worauf es am Ende ankommt, oder? Ergebnisse! Wir haben doch nichts davon, wenn Scrum Master für gute Laune sorgen, aber am Ende der lahme Haufen ein lahmer Haufen bleibt.

Du siehst: Einen Scrum Master einzusetzen, der nie gelernt hat, strukturiert vorzugehen und keinerlei Know-how hat, WIE er auf die verschiedenen Mitarbeitertypen eingeht …

… das ist wie an einer Bushaltestelle auf einen Zug zu warten: Der Erfolgszug fährt – nur leider ohne dich und dein Team.

Die Pessimisten oder KRANICHE

Sie sehen Veränderungen als Bedrohung und glauben nicht wirklich an den Erfolg durch Innovation. Ihr Motto: Das Nötigste tun und nicht zu viel in neue Ideen investieren. Wissensteilung? Fehlanzeige. Es sind zwar nicht viele, aber sie sind in jedem Unternehmen zu finden.

Du kannst davon ausgehen, dass ca. 10% der Mitarbeiter vom Typ Kranich sind.*

Stell dir jetzt vor, wie der Kranich auf einen Scrum Master vom Typ Zebra reagiert. Richtig! Absolut genervt! Dem geht das „Gute-Laune-Manöver“ einfach tierisch auf die Nerven. Er will sich auch von “so einem” nichts sagen lassen.

Der Kranich braucht Struktur und Sicherheit, um sich mit Veränderungen anzufreunden. Hat dein Scrum Master keinerlei Führungsqualitäten, wird der Kranich jede Menge miese Stimmung gegen ihn und die agilen Arbeitsmethoden machen. Und dann hast du ein richtiges Problem im Team. Und das, obwohl dein Scrum Master alles gibt, um auf seine Art die anderen zu überzeugen. Auf seine Art – und genau da liegt die Challenge: Elefanten und Kraniche brauchen eine andere Art, um ihnen Veränderungen schmackhaft zu machen.

Die Charismatischen oder JAGUARE

Jaguare sind empathische Zeitgenossen, die gern ihr Ding machen und meistens dann da sind, wenn’s irgendwo brennt. Dann löschen sie mal eben das Feuer und sind wieder verschwunden.

Sie sind in der absoluten Minderheit.

Häufig sind sie auf Führungsebenen zu finden. Weniger unter den Scrum Mastern – dafür lieben sie es viel zu sehr, im Hintergrund zu agieren.

Passiert das auch in deinem Team, wenn Scrum Master ein Team zu agilen Arbeitsmethoden motivieren wollen?

Ein Scrum Master vom Typ Zebra soll ein Team mit über 50% Elefanten von agilen Arbeitsweisen überzeugen. Er redet in seiner Zebra-Sprache auf die Elefanten ein, erzählt von den vielen tollen Verbesserungsmöglichkeiten und geht kaum auf die Sorgen und Ängste der Elefanten ein. Die Elefanten fühlen sich dann null ernst genommen, was sie in Folge noch skeptischer werden lässt. Ergebnis: Scrum Master platt – Veränderungsbereitschaft im Team immer noch gering.

Und wenn ein Kranich deinen Scrum Master auf dem Kieker hat, dann wird er sich ohnehin erstmal nur beschweren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Typ „Kranich“ sind sehr genau bei agilen Prozessen wie SCRUM oder SAFe (scaled agile framework): Du kannst davon ausgehen, dass sie sich eingehend mit der Theorie beschäftigen und das „Framework“ studieren. Sie sind die ersten, die erkennen, wenn ein 1:1-Umsetzen der Theorie in eurer Praxis nicht umsetzbar ist. Zum Beispiel, weil ihr Schnittstellen zum klassischen Projektmanagement habt, die den Workflow stören würden.

„Sorge erstmal dafür, dass sich die Gesamtumgebung ändert, bevor du von mir agiles Arbeiten verlangst“, ist ein typischer Satz, der vom Typ Kranich kommt. 

Der Kranich wird also überall da, wo der Scrum Master etwas übersieht oder Fehler macht, mit einem „Siehste, hab ich dir ja gleich gesagt.“  aufwarten und alles monieren, wo ihm Struktur fehlt.

Wie hoch qualifizierte Scrum Master ein Team für agile Arbeitsmethoden fit machen

Ein Scrum Master, der erkennt, wie die verschiedenen Mitarbeiter ticken, holt sich zum Beispiel den Kranich direkt als „Struktur-Experten“ an die Seite. Er gibt ihm damit gezieltes Mitspracherecht für die Bereiche, die eine gewisse Struktur erfordern, lässt ihn bewusst für sich arbeiten – und zwar da, wo die Kraniche ihre natürliche Stärke haben. Damit wird viel „Rumgestänker“ gespart.

Dafür braucht es allerdings starke Führungsqualitäten und Know-how, wie man die verschiedenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich gewinnt. Wie das geht, kannst du in meinem Artikel “Richtig delegieren – erfolgreich kommunizieren” nachlesen. Da sind noch mehr konkrete Tipps, wie du mit den einzelnen Persönlichkeitstypen so umgehst, dass sogar die größten Skeptiker dir vertrauen und sich auf Veränderungen einlassen.

Weißt du schon, zu welchem der 4 Haupttypen du gehörst? Welche Führungspersönlichkeit in dir steckt? Noch nicht? Dann mach jetzt den Test und finde es heraus.

So meistert auch dein Team agile Arbeitsmethoden

Du ahnst es kaum, wie oft ich richtig genervt war, wenn ich meinem Team total begeistert von neuen Methoden erzählte, und nicht die erwartete Reaktion erhielt.

Ich, als Typ Löwe, der einfach nur loslegen wollte, vor ‘ner Menge Elefanten …
Du kannst dir vorstellen, was da los war: Elefanten verängstigt – Löwe rasend!
Zähe Meetings, zähe Prozesse, eine Menge Ärger und unnötige Kohle, die dadurch flöten ging.

Wow, war das genial, als ich selbst erleben durfte, wie das Team wenige Tage nach dem Workshop zu agilen Arbeitsmethoden wirklich das umgesetzt hat, was wir vereinbart hatten, sogar Skeptiker die ersten Schritte gestartet haben – wie viel leichter plötzlich alles ging, als ich diesen Workflow etablierte.

Stell dir vor, wenn du sagen kannst: „Mein Team schafft das.“ Und am Ende dieses Team dich auch richtig stolz macht! Hier erfährst du, wie du mit bewährten Methoden die Elefanten, Kraniche und sonstige Skeptiker zu smarten Mitarbeitern machst, die agile Arbeitsmethoden meistern können.

Nutze den Schlüssel zu den Persönlichkeitstypen in deinem Team

Finde heraus, wer was braucht und wie jeder tickt. Dann kannst du ihnen agile Arbeitsweisen schmackhaft machen und sie überzeugen, ohne als Arsch dazustehen. Du hast schließlich wenig davon, wenn die Beständigen vom Typ Elefant ängstlich werden und dicht machen.

Nutze deinen natürlichen Drang, nach vorne zu gehen

Frage aktiv nach Meinungen. Ermutige jeden, eigene Ideen einzubringen. Du wirst staunen, welche guten Ideen aus schweigsamen Mitarbeitern rauskommen, wenn du sie nach ihrer Meinung fragst. Nach vorne zu gehen, ist doch eh dein Ding, oder?
Schnelles Reagieren ist Gold wert!

In agilen Unternehmen ist es super hilfreich, dass du schnell mitbekommst, wenn ihr auf dem Holzweg seid. Nutze Feedback-Schleifen, wie die Retrospektive, um diesen Prozess zu stärken. Und damit diese Retrospektiven eben keine Laber-Runden werden, hol dir einen Mitarbeiter vom Typ Kranich an die Seite. Der sorgt dann mit dir dafür, dass diese Feedbackschleifen strukturiert ablaufen können und mehr bewegt wird als heiße Luft.

Der Kranich liebt es, Dinge anzukurbeln, die für strukturierte Abläufe und eine gewisse Ordnung sorgen. So vergeudest du in Retrospektiven keine Zeit und bekommst die Info, die ihr alle braucht, um effektiv den nächsten Sprint anzugehen. Und der soll doch schließlich noch besser laufen, als der letzte, oder?

Je schneller du Rückmeldungen bekommst, desto schneller kannst du vorwärts kommen. Funktionierende Workflows für Feedback-Schleifen kann ich dir übrigens zeigen. Wie du einen Kranich dazu bringst, dir zuzuarbeiten, auch.

Das maßgeschneiderte Trainingsprogramm für Scrum Master mit individueller on-the-job Coaching-Begleitung

Du siehst: Alles beginnt damit, dass du weißt, mit wem du es im Team zu tun hast! Hast du überwiegend Zebras vor dir sitzen oder überwiegend Elefanten? Dann kannst du Abläufe etablieren, die wirklich funktionieren. Alles andere ist Perlen vor die besagten Säue – raus geschmissenes Geld!
 
*Quelle: Ricker, S.; Pütz, H.: Change Engine, While you are Flying. Kulturwandel in der digitalen Transformation messen und gestalten. Aktuelle Forschungsergebnisse und Praxisbeiträge zu Agilität in Unternehmen. In: Praxisreihe: Warum sollten wir uns ändern – wir sind doch erfolgreich?Great Place To Work Institute, Köln2019
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