Die erfolgreiche Transformation in eine agile Arbeitsweise hängt zu 80 Prozent vom richtigen Mindset ab. Wenn Mitarbeitende nicht ihr Mindset ändern, ändern sie auch nicht ihr Verhalten. Es ist die Aufgabe der verantwortlichen Führungskraft, ein agiles Mindset in die Köpfe der Mitarbeiter zu pflanzen und es vorzuleben.
Das Ziel ist immer, selbstorganisierte und empowerte Teams zu formen. Dafür sind Rituale und Routinen wichtig, in denen das Team mit abhängigen Abteilungen im kontinuierlichen Austausch stehen.
Bei all den Anforderungen, die Führungskräfte erfüllen sollen, wird oft vergessen: Es handelt sich bei ihnen um Menschen, und auch sie haben mal einen schlechten Tag. Blöd, wenn der mit einem Moment zusammenfällt, an dem – Pardon my French – die Kacke am Dampfen ist:
PW: Kaum hatte ich es mit einer 45-minütigen Verspätung an meinen Schreibtisch geschafft, empfing mich ein Kollege, der ziemlich gestresst wirkte. Und das aus gutem Grund, denn die Produktion stand. Zwölf von meinen 30 Mitarbeitenden konnten nicht weiterarbeiten. Jede weitere Minute hatte direkten Einfluss auf die Produktionskette, kostete Geld – und der Chef ist nicht da. Katastrophe!
Ich soll das Problem direkt lösen: In der betroffenen Arbeitsstation fehlt der Kranfahrer, der zu Schichtbeginn ein wichtiges Bauteil zur Montage in die Station heben muss. Kein Kranfahrer, kein Bauteil, keine Arbeit. Ich soll jetzt jemanden organisieren, der das Bauteil mit dem Kran in die Arbeitsstation befördert. Die Lösung würde mich tatsächlich maximal fünf Minuten Zeit kosten – indem ich meinen Produktionsleiter-Kollegen zwei Meter weiter um Unterstützung bitte und einen qualifizierten Mitarbeiter für die Arbeit ausleihe. Wirklich keine Raketenwissenschaft!
Aber: Mein langfristiges Ziel ist, das Team zur Selbstorganisation zu entwickeln und Probleme eigenständig zu lösen. So lasse ich das Problem erstmal unbehandelt. Es vergehen weitere 30 Minuten. Frust und Langeweile in der Produktion steigen. Wieder kommt der Sprecher mit dem Problem zu mir. „Wie würdest du das Problem lösen, wenn ich heute gar nicht da wäre?“, frage ich. Die Antwort: „Ich würde deinen Vertreter um Hilfe Fragen.“ „Und wenn das gesamte Produktionsleiter-Team auf einem Workshop wäre?“, hake ich weiter nach. Stille. Dann kommt es zögerlich: „Ich denke, ich würde die Kollegen von der Nachbarstation um Hilfe bitten.“ Als er erkannte, dass ihn auch jetzt nichts davon abhalten würde, diesem Gedanken zu folgen, war das Problem gelöst. Zum Schichtende habe ich das Team versammelt und mit allen eine langfristige Lösung des Problems entwickelt: Weitere Kollegen machen freiwillig die Ausbildung zum Kranfahrer. Und der Urlaubsplan wird so angepasst, dass immer mindestens zwei Kollegen je Schicht mit der Qualifikation verfügbar sind. Das Wichtigste dabei: Die Lösungen kamen aus dem Team selbst. Sie haben selbstorganisiert gehandelt und zum ersten Mal gespürt, was hinter dem Begriff Empowerment steht.
Sie können Ihre Mitarbeiter auf zig Seminare und Workshops schicken, mit dem Ziel, das agile Mindset in ihre Köpfe „zu prügeln“. Es wird dennoch nicht funktionieren. Agile Arbeitsweisen brauchen, damit sie auch in der Praxis funktionieren, Inspiring Leader, die das Mindset im Daily Business wirklich leben. Zudem ist Geduld bei einem Change-Projekt eine der wichtigsten Tugenden. Denn auch wenn Sie es gewohnt sind, alles selbst zu regeln, es gilt, durch Fragetechniken die Kolleginnen und Kollegen zur eigenen Lösungsfindung heranzuführen. Gerade bei komplexen Aufgaben werden Sie feststellen, dass Ihr Experten-Team mit der Hilfe von kollektiver Intelligenz weit bessere Ideen hat als Sie selbst.
Schaffen Sie für Ihre Mitarbeiter eine Arbeitsumgebung, in der sie empowert sind. Dies erreichen Sie mit Trainings und Zulassungen, Systemen und Werkzeugen, aber auch durch ein nützliches Netzwerk in der Firma. Vernetzen Sie Ihre Teammitglieder mit den abhängigen Bereichen. Sie können diese zu Ihren regelmäßigen Ritualen einladen oder zusätzliche Routinen etablieren, um den Austausch zu fördern. Wichtig: Der Value muss jederzeit klar sein und jeder für sich die Frage beantworten können: „Was habe ich davon, an dieser Routine teilzunehmen?“ Haben die Teilnehmenden einen Mehrwert durch Ihre Routinen, werden sie immer gerne teilnehmen – auch wenn Sie selbst mal nicht da sind.
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